Die Darmflora ist empfindlich. Sie ist mit den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten des Menschen verknüpft. Daher ist die Darmflora immer als Produkt unseres Lebensstils zu betrachten. Im Umkehrschluss lässt sich daraus ableiten, dass eine dauerhafte Stabilisierung der Darmflora nur durch die Beseitigung von Ernährungsfehlern und anderen, ungünstigen Lebensumständen möglich ist. So basiert die Darmsanierungs-Therapie einerseits auf einer langfristigen Umstellung der Ernährung und andererseits auf der Verabreichung präbiotischer und probiotische Präparate. Mit dieser Therapie wird natürlicherweise das Darm-Milieu stabilisiert. Es steht aber nicht die Gabe von lebensfähigen Bakterien in Form von Probiotika im Vordergrund, sondern vielmehr ein geeignetes Nährstoff-Angebot zur Stabilisierung der Darmflora.
Ziel ist daher eine dauerhaft abwechslungsreiche, fettarme, ballaststoffreiche und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe enthaltende Ernährungsform, wie sie beispielsweise der vegetarischen Vollwertkost entspricht!
Ohnehin ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine vegetarische Kost mit viel Obst, Gemüse und Vollkorngetreide – möglichst immer aus biologischer Landwirtschaft - zu empfehlen. Für eine „Darmflora-gesunde Ernährung“ sollte wann immer möglich auf künstliche Lebensmittel-Zusatzstoffe wie z.B. Konservierungsstoffe, Nahrungsemulgatoren, künstliche Aromen, Farbstoffe verzichtet werden.
Für die Darmflora ungünstige „Nährstoffe“: Eiweiß in zu hohen Mengen (unabhängig von der Quelle; auch Entzündungseiweiß steht der putriden Flora als Substrat zur Verfügung) Fett in zu hohen Mengen Raffinierte Kohlenhydrate/Stärke
Ballaststoffe
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate pflanzlicher Nahrungsmittel, die ausschließlich der Darmflora, nicht aber dem Menschen als Nährstoff dienen. Deshalb führt eine unzureichende Ballaststoffaufnahme zwangsläufig zu einer Versorgungsstörung bzw. Aufnahmestörung für Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die nur durch eine funktionsfähige Darmflora gewährleistet wird. Diese Verdauungsstörungen können dann wiederum schwerwiegenden Belastungen des menschlichen Körpers und damit Erkrankungen begünstigen.
Günstige Ballaststoffe (Präbiotika) sind z.B.:
Flohsamenschalen
Leinsamen
Akazienfaser
Weizenkleie
Resistente Stärke (z.B. Dextrin)
Fructo-/Galactooligosaccharide
Amylopectin / Citruspectin
Vollkornhirse
Buchweizen
Erdmandeln
Baobab (afrik. Affenbrotbaum)
Präbiotika
Präbiotika sind Lebensmittelbestandteile aus der Gruppe der löslichen Ballaststoffe. Sie bestehen aus unverdaulichen natürlichen Fructo-Oligosacchariden (FOS), die z.B. auch in der Muttermilch enthalten sind oder aus Galacto-Oligosacchariden (GOS), sind magensäurestabil und stehen der Darmflora und nicht dem menschlichen Organismus als Nährstoffe zur Verfügung. Somit beeinflussen Präbiotika im Darm das Wachstum sowie die Stoffwechselleistung der Darmbakterien. Ihnen kommt daher eine bedeutende gesundheiterhaltende Wirkung zu. Bewährt haben sich Mischungen verschiedener Präbiotika, wie sie in Fertigformulierungen in unterschiedlicher Kombination vorliegen.
Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe
Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe werden von Pflanzen u.a. als Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten, als Wachstumsregulatoren oder als Farbstoffe gebildet. Aus Sicht der Evolution ist davon auszugehen, dass sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe an der Erhaltung und Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Menschen wesentlich beteiligt sind. Dies scheint auch für die Darmflora zu gelten, welche im besonderen Maße durch sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie z.B. Polyphenole positiv beeinflusst wird. In die Gruppe der Polyphenole gehören Stoffe wie Procyanidine sowie Farbstoffe wie Flavonoide und Anthocyane. Eine abwechslungsreiche, an frischem Obst und Gemüse reiche Ernährung, enthält ausreichend hohe Konzentrationen an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Eine aktuelle Studie* belegt die Bedeutung von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen auch für die Spezies Akkermansia muciniphila. Durch Polyphenole erhält Akkermansia verwertbare Substrate, die Überlebensvorteile nach sich ziehen und so zu seiner Stabilisierung bzw. Vermehrung beitragen.
Sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Polyphenole sind z.B.:
* (Epi)Catechin (grüner Tee)
* Procyanidine (rote Trauben)
* Flavanole (Kakao)
* Tannine (Tee)
Literatur: * Anonye, B. O. 2017. Commentary: Dietary Polyphenols Promote Growth of the Gut Bacterium Akkermansia muciniphila and Attenuate High-Fat Diet-Induced Metabolic Syndrome. Front Immunol. 8:850.
Probiotika
Probiotika sind lebende, stoffwechselaktive Bakterienformen, die aufgrund ihrer Säureresistenz die Magenpassage überleben und im Darm positive Wirkungen entfalten. Durch ihre Stoffwechsel-Aktivität kräftigen sie die normale Darm-Flora, so dass unerwünschte schlechte (gift- und gasbildende-) Bakterien verdrängt werden können. Der Kampf um die gleichen Nährstoffe führt zur Hemmung der Fäulnisbakterien wie z.B. Histaminbildner und stabilisiert so ein normales Darmmilieu. Bei der Darmsanierung dient die Verabreichung von Probiotika der Ergänzung der präbiotischen Maßnahmen im Sinne einer weiteren Optimierung der Milieuverhältnisse. Mit Hilfe der verschiedenen heute zur Verfügung stehenden Bakterienzusammensetzungen können die Maßnahmen in Bezug auf die Beschwerden angepasst werden. Täglich sollte für den Zeitraum von mindestens 2 Monaten ein probiotisches Präparat mit mindestens 1x 10^9 Bakterien einmal täglich vor einer Mahlzeit eingenommen werden.
Neueste Studeien zeigen unter anderem: Probiotika erhöhen den Impfschutz bei Grippeimpfung.
Probiotika können evtl. ältere Menschen vor Atemwegsinfektionen schützen
Antibiotika können bei regelmäßiger Einnahme um ca. 1/3 eingespart werden.
Probiotika verkürzen die Dauer von Atemwegsinfekten.
(Quellen: Nutrients 2017;9pii: E1175; J Am Geriatr Soc. 2018;66:1346-1352)